Besuch bei Express |
Eine gute halbe Stunde vor den Toren Nürnberg liegt Neumarkt in der Oberpfalz, ein gemütliches kleines Städtchen, - und wenn man es in Richtung München verläßt, kommt man am langgestreckten Bau der Expresswerke A.G., der ältesten, bereits 1882 gegründeten Fahrradfabrik des Kontinents, vorbei. Ohne aufwändigen Pomp das Einfahrtstor - sähe man nicht den Firmennamen darüber und auch gleich daneben den springenden Windhund, das traditionelle Markenzeichen für alle Express Erzeugnisse - man würde kaum auf den Gedanken kommen , daß der Gebäudekomplex, den sich der alte Stamm der Expressleute nach dem Krieg mühselig zum größten Teil erst wieder aus dem Schutt selbst aufgebaut hat, eine Zweiradfabrik ist. Aber irgendwie gehört dieser geruhsame, bodenständige Eindruck, den man gleich empfängt, wohl zum Charakter | |
dieses Werkes wohl überall begegnet man guter alter Handwerkstradition - im Fahrradbau genauso wie in der Mopedfertigung - und selbst der hochmoderne Motorenbau, in dem man den eigenen Mopedmotor in Eingang-, Zweigang-, und Dreigangausführung baut , hat nichts von der Rationalisierungs-Unrast an sich, die man anderwärts schlecht verbergen kann. Noch heute nimmt die Fahrradfertigung der Expresswerke einen beträchtlichen Teil der Gesamtproduktion ein - eine lückenlose Typenreihe, vom Kinder- und Jugendrad über die verschiedensten Modelle bis zur höchstwertigen Rennmaschine und zu den Spezialmaschinen für Saal- und Radballsport. Diesem Programm und den heutigen Käuferwünschen entsprechend, die auf immer neue Farben und Farbkombinationen drängen wie auf die verschiedensten Sonderausführungen, beispielsweise | |
bezüglich der Schaltung, diesem allen entsprechend ist auch hier, wie anderwärts,
die Fahrradfertigung weitgehend individualisiert, trotz moderner Fertigungsmethoden
wird doch eben zwangsläufig gute, seriöse Handwerksarbeit geleistet. Bilder links von oben nach unten: Die alte Radexi 1, hier besonders zu erwähnen mit Vorderradgabel der Radexi 2 Radexi 3 in der Luxusausführung und Radexi Super das Rollermoped |
Geradezu ein Schmuckstück die galvanische Abteilung, die der Betriebsleiter
mit berechtigtem Stolz und mit Freude über die Mitarbeiter, die gerade diese diffizile Abteilung
so pfleglich behandeln, als ob sie ihr eigen wäre, zeigt. Wir glaubten´s ihm gern, daß er
keine Chrom-Beanstandungen bei seinen Erzeugnissen kennt. | ||
Heute betrachten wir uns mal einiges Interessante aus der Moped-Typenreihe. | ||
Wir haben´s im Bild festgehalten, weil dieses vor soviel Jahren schon gebaute Moped nicht nur heute seinen täglichen Dienst versieht, sondern doch eigentlich ein Zeugnis dafür ist, wie sehr man damals schon bei Express die kommende Moped-Linie erfühlte. Auch damals baute man übrigens seinen Motor schon selbst, er ist bis heute praktisch unverändert geblieben. Allen drei Mopeds gemeinsam ist der unter Verwendung von Ovalrohr hergestellte Doppel-Schleifenrahmen (für das Rollermoped ist der Hinterbau geringfühgig abgeändert) - mit Ovalrohren baut man anscheinend bei Express überhaupt recht gern, auch der Motorradrahmen benutzt diese Rohrprofile. Durchaus verständlich, da man zweifellos mit ihrer Hilfe außerordentlich stabil und doch elegant in der Linienführung bauen kann. | ||
Die Vordergabeln von Express - bei Moped und Motorrad wiederum grundsätzlich gleich - sind besonderer Erwähnung wert, und unser Bild zeigt die wesentlichsten Einzelteile: Da hängt das Vorderrad nicht einfach in den abgefederten Schwinggabeln, und die Vorderachse muß - zum Leidwesen der Nabenlager - die ganzen Verwindungskräfte aufnehmen, sondern ein geschlossener U-Bügel versteift das Ganze und nimmt mit seinen langen Rohrschenkeln die Führungsstäbe und die - doppelten - Druckfedern auf. Aufwendig und nicht billig gemacht - aber mit Überlegung von Leuten, die wußten worauf es ankommt |
Bilder von oben nach unten: Blick in die Mopedmontage: Der robuste Doppelschleifenrahmen aus Ovalrohren Vorderradgabel: die kurzen Schwinghebel führen nur, ein geschlossener Rohrbügel entlastet die Vorderachse gegen Verwindungskräfte |