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Moped EXPRESS-RADEXI II
Wir hatten wieder ein Moped zu fahren ! Lieber Leser, liebes Wer, seien Sie uns nicht böse, wenn wir offen bekennen,
daß der Gedanken in den meisten von uns ein etwas unbehagliches Gefühl auslöst! Denn Mopeds gibt es heute nicht nur nach
Produktions- und Verkaufszahlen, sondern auch nach Herstellerfirmen berechnet, wie Sand am Meer! Wer immer mit seiner
Fahrrad- oder Motorradproduktion nicht recht auf einen grünen Zweig kommen kann, der erhofft sich vom Moped das "große Geschäft"
und baut munter drauf los, so viel und so schnell man ihm eben die nötigen Motoren liefert.
Das ist auch der Grund, warum es eine Reihe von Mopeds gibt, die wir nicht mit der Zange anfassen möchten, und wiederum
andere, die sich recht und schlecht fahren lassen, im Ganzen gesehen aber doch so unzulänglich sind, daß man sich verzweifelt
in den Haaren krault, wenn man etwas darüber schreiben soll, was zwar wahr ist, aber dennoch nicht gleich zu einem Prozeß
wegen Geschäftsschädigung führt.
So, das war offen! Das mußte einmal heraus! Und wir möchten unsere Leser nur bitten, wenn Sie sich mit der Absicht tragen, ein Moped zu
kaufen, nicht das erstbeste zu nehmen, das beim Händler im Laden hängt, sondern sich den Apparat recht genau anzusehen. Vor
allem die Firma, die es gebaut hat. Je bekannter der Marken-Name, desto größer die Gewähr, ein einwandfreises Fahrzeug zu erhalten.
Ein wirklich gutes Werk, das einen Ruf zu verlieren hat, wird nämlich auch im Kleinen, will sagen: beim Moped nicht pfuschen und hudeln.
Was bei einer namhaften und großen Firma in Produktion geht, das hat eine monate-, oft jahrelange Bewährung in der
Hand mit allen Wassern gewaschener Versuchsfahrer hinter sich. Das ist bis in das letzte Detail, bis zum letzten Schräubchen
immer wieder durchkonstruiert und anständig gemacht.
Zu dieser letzten Art gehört auch das "Express-Radexi" , das wir hier in den
letzten 2 Monaten ausgiebig gefahren haben. Das ist schon ein gutes Zeichen, denn bei unerfreulichen Mopeds kommen bei uns
relativ wenig Kilometer drauf, weil sich jeder davor scheut. Das Radexi lief bei uns zusammengenommen 2000 Kilometer!
Nun ja von den Express-Werken in Neumarkt, die immerhin die älteste Fahrradfabrik des Kontinents mit der entsprechenden Erfahrung
im Fahrzeugbau sind, hätten wir ein schlechtes Moped von vornherein auch nicht erwartet. Daß ein Moped aber so nett und
angenehm sein kann, wie das "Radexi", das war uns neu.
Zwei Faktoren bestimmen dieses günstige Urteil in erster Linie: die bildsaubere, funktionssichere Abfederung des Vorder-
und des Hinterrades und der angenehm leise Lauf des im eigenen Hause bei Express gebauten "Radexi"-Motors.
Ja, das "Radexi" ist also eines der vorläufig noch seltenen Mopeds mit Hinterrad-Federung. Und zwar verwendet Express hier -
unseres Wissens als erstes Werk - eine regelrechte Teleskop-Hinterrad-Federung. Die elegant nach hinten gezogene Rohrgabel
endet in zwei kurzen senkrecht stehenden Führungsrohren, in denen, von zwei Schraubenfedern gehalten, die Achse vertikal verschiebbar gelagert ist.
Der Federweg beträgt vom untersten bis zum obersten Anschlagpunkt immerzu 60-70 mm und das will schon etwas heißen.
Der Vorzug dieser Hinterrad-Federung gegen den vereinzelt auftauchenden Schwingen liegt in dem geringen Gewicht, der ungefederten Massen
und in der einwandfreien Radführung.
Eine Arbeit, die gekonnt sein will ! Express-Mitarbeiterinnen
beim Einspeichen von Motorrad- und Fahrradrädern
Das Vorderrad ist wie bei den großen Express-Motorrädern der Typen 175 S, 201 und 255 nicht geschoben, sondern gezogen und
in kurzen Schwingarmen gelagert, die durch Schraubenfedern abgestützt sind. Der Federweg des Vorderrades liegt ebenfalls bei 70 mm.
Im Verein mit dem ziemlich breiten, nur an der Sattelnase aufgehängten Schwingsattel ergibt das einen Fahrkomfort, wie wir ihn
bei einem Moped bis dato nicht für möglich gehalten hätten! Selbst große Unebenheiten der Fahrbahn kommen nicht mehr als harte Schläge,
sondern nur noch als weiche Schwingungen bis zum Fahrer durch. Dabei ist die Federung so stark, daß sie selbst unter einem ausgesprochenen
Schwergewicht, wie bei unserem Tester, nur unter allerungünstigsten Umständen zum Durchschlagen zu bringen war. Der 50-ccm-Motor des Radexi ist mit
dem 2-Gang Getriebe ist in einem Block vereint und hängt im Schwerpunkt des Fahrzeuges unter dem Rahmen. Die Tretkurbelwelle
geht direkt durch das Getriebe und arbeitet auf die Antriebskette, so daß auch das "Express-Radexi II" mit einer einzigen Kette auskommt.
Die Hinterradbremse wird durch Zurücktreten betätigt, es handelt sich jedoch um keine Rücktrittbremse sondern um eine reguläre,
durch ein Gestänge bediente Trommel-Innenbacken-Bremse.
Wenn es beim "Radexi" nicht die Möglichkeit gibt, den Motor mit den Tretkurbeln im Stand zu starten, ohne daß sich das
Hinterrad dreht, so ist das ein kleiner (im übrigen patentbedingter) Nachteil, über den man bei den vielen Vorzügen dieses
Fahrzeugs gerne hinwegsieht. Die Drehgriffschaltung kennt 3 Stellungen: 1. Gang, Leerlauf und 2. Gang. Sie kann nur bei gezogener Kupplung betätigt
werden. Hierbei sei erwähnt, daß die Radexi eine regelrechte Zweischeiben-Kupplung hat, die trotz leichter Betätigung einen
dauerhaften und robusten Eindruck macht.
Wie bereits anfangs erwähnt, zeichnet sich der Radexi-Motor durch ungewöhnliche Laufruhe aus.
Dies dürfte in erster Linie auf den ungewöhnlich großen Schalldämpfer und das sehr lange Auspuffrohr
zurückzuführen sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Mopeds, die einen derartigen Lärm verursachen, daß man sie nur noch als Nervensäge
bezeichnen kann, ist das leise und behaglich schnurrende Radexi II geradezu eine Erholung. Der kleine Motor leistet bei 6000 U/min. 1,2 PS.
Wir wollen absichtlich nicht auf die Spitzenfahrleistungen der Radexi eingehen, da diese an Bedeutung hinter dem Gebrauchswert gerade
bei einem Moped stark zurücktreten. Es ist gar nicht wichtig, wie schnell man im eiligsten Fall mit einem Moped fahren kann,
sondern wie lange der Motor bei normalem Betrieb mitmacht. Und da können wir der Radexi eine recht günstige Prognose stellen. Während der von uns
zurückgelegten 2000 Kilometer jedenfalls trat nicht die geringste technische Störung auf. Ob auf schnurgerader Straße, ob auf kurvenreicher
Alpenstraße oder im dichteten Stadtverkehr, unser Radexi-Motor hat niemals ein falsches Tönchen von sich gegeben. Und so schnell man auch
mit einer Radexi sein kann, das Fahrgestell ist immer noch schneller, das heißt: auch bei Höchstgeschwindigkeit geht einem die Fahrsicherheit
nicht verloren.
Und das ist wesentlich!